Arbeitstitel: Katholische Mission im Zeitalter von Kolonialismus und Dekolonisation
Projektleitung: Prof. Damir Skenderovic (Universität Fribourg) weitere Informationen
Dauer: Juli 2017 - Juni 2021
Bearbeiterinnen: Barbara Miller, Simone Rees
Finanzierung: Schweizerischer Nationalfonds weitere Informationen
Das Forschungsprojekt untersucht anhand der katholischen Schweizerischen Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB) Beziehungen, Verflechtungen und Kontaktzonen zwischen der Schweiz und Afrika. Vor dem Hintergrund neuerer global- und verflechtungsgeschichtlicher Forschungen fragt das Projekt nach der Bedeutung und Rolle der Schweiz und schweizerischer Akteure im Zusammenhang von Kolonialismus und Dekolonisation. Damit wird ein Beitrag zur Entangled History der Schweiz geleistet, in der verschiedene Akteure über transnationale Netzwerke, Deutungsinstanzen und Tätigkeiten, über kulturelle Kommunikations- und Austauschprozesse mit der Welt verbunden waren.
Mit der SMB wird die grösste und bedeutendste katholische Missionsgesellschaft der Schweiz erfasst, die im kolonialen Simbabwe über ein ausgedehntes Missionsgebiet verfügte. Der Untersuchungszeitraum des Projekts reicht vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur formalen Unabhängigkeit Simbabwes 1980. Mit dieser Längsschnitt-perspektive werden die Transformationen der SMB und der katholischen Mission in der Schweiz erfasst und die grundlegenden Veränderungen kontextueller Bedingungen berücksichtigt, die aus globalgeschichtlicher Perspektive durch den Übergang von der kolonialen zur nachkolonialen Epoche bestimmt waren und sich auch auf die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im kolonialen Simbabwe auswirkten. Mit der Untersuchung der SMB wird die bisher vor allem auf protestantische Missionen konzentrierte Forschung um einen wichtigen Akteur der kolonialen und nachkolonialen Missionsgeschichte erweitert.
Indem das Projekt nebst den Institutionen und Tätigkeiten der SMB insbesondere auf die interaktiven Dimensionen des missionarischen Einsatzes im kolonialen Simbabwe fokussiert, erlaubt der Blick auf die missionarischen Begegnungen zum einen die Analyse von sozialen Beziehungen, Machtverhältnissen und institutionellen Settings sowie von Interventionen, Praktiken und Vermittlungskanälen verschiedener Akteure. Zum anderen fragt das Projekt nach den Vorstellungen, Wissensbeständen und Deutungsmustern, die bei den Missionary Encounters verhandelt, in Frage gestellt und rekonfiguriert wurden und damit nach den in den Wechselbeziehungen zwischen SMB Missionaren und lokaler Bevölkerung in Südrhodesien generierten Narrationen und Repräsentationen.
Das Forschungsprojekt umfasst zwei Subprojekte:
Subprojekt A (Simone Rees): Schweizer Missionare und das spätkoloniale Simbabwe. Verflochtene Aushandlungen von 'Rasse', Geschlecht, Religion und Sexualität (ca.
1940-1970).
Subprojekt B (Barbara Miller): Entwicklungsarbeit, Dekolonisation und globale Solidarität. Missionarische Verflechtungen zwischen der Schweiz und dem kolonialen
Simbabwe (ca. 1960-1980).